Musik Empfehlung – Florian Baessler “Wilder Pilger”

Es ist für mich heute kaum mehr vorzustellen, doch vor gar nicht all zu langer Zeit bin ich relativ regelmäßig im Würzburger Nachleben unterwegs gewesen. In diesen Tagen suchte ich gerne das Irish Pixie auf, insbesondere Samstags, denn dort war Live Musik angesagt.
Vor, ich schätze mal, sieben Jahren, war ich Anfang Oktober ebenfalls dort. Ein Freund von mir feierte Geburtstag und hatte den hinteren Raum reserviert. An diesem Abend sollte Florian Baessler, alias “Wilder Pilger”, die Menschen unterhalten. Dieser Abend ist mit sehr nachhaltig in Erinnerung geblieben, und als ich vor einige Wochen den Pilger höchst persönlich über die Soundcloud fand, nahm ich mir fest vor einen Beitrag über den Abend zu verfassen. Dass mir der Abend so gut in Erinnerungen geblieben ist, hat natürlich etwas mit der Darbietung des – soweit lehne ich mich mal aus dem Fenster – Musiker Kollegen zu tun.

Das Problem am Hinterzimmer war, dass man die Musik quasi nicht mitbekam. Zu groß und abgeschottet ist der Raum vom Rest der Kneipe. Glücklicherweise hatte man sich an diesem Abend entschieden im linken Teil der Bar zu spielen und nicht, wie üblich, rechts nach dem Eingang. So kam man nicht umhin, wenn man mal die Örtlichkeiten besuchte, einen Schwung Pilger Musik mitzunehmen. Eine Californication Cover ließ mich inne halten, ich ging in den Innenraum, stellte mich quasi direkt neben die Bühne und lauschte. Ein Hocker an der Bar wurde frei und kurzentschlossen bestellte ich ein Bier und verbrachte den Rest des Abends an der Bar. Glücklicherweise nahm mir mein Freund meine unhöfliches Fernbleiben nicht all zu übel, weshalb ich jetzt ausschließlich positiv an diesen Abend zurück denke.

Ich erinnere mich an viele Lieder des Abends, zwei Ereignisse möchte ich jedoch herausheben. Da wäre zum Einen die Darbietung der Country-Cover Version von Dancing Queen die mich dermaßen von den Socken gehauen hat, dass ich der Aufforderung sofort nachkam und das Album Trio Tonage, auf der der Song ebenfalls zu hören ist,  in der Pause gekauft habe. Hier wären jegliche Beschreibungen unnütz, darum einfach auf den Link klicken und ein Youtube Video genießen.

Das zweite bemerkenswerte Ereignis war ein Art Kneipenkanon, der sowohl Stimmung auf eine Art verbreitete, wie ich sie noch nie erlebt hatte, als auch auf die repetitive Radio Popmusik aufmerksam machte, lange bevor es den 4-Chord-Song der Axis of Awesome gab. Das Pixies wurde in drei Gruppen geteilt. Jede Gruppe bekam einen bekannten Refrain (Hey Jude, She´s got the look, den dritten habe ich vergessen) und sang diesen Refrain im Kanon zu ein und denselben Akkorden. Es war zeitgleich eine verstörende… Kakophonie und im selben Moment unfassbar unterhaltend und wie man sieht einprägsam trotz erhöhten Alkoholgenuss. Ich war übrigens in der Gruppe Hey Jude.

Florian Baessler hat an diesem Abend schlicht das Pixies gerockt und mir einen gigantischen musikalischen Abend geliefert. Dass er noch immer als Wilder Pilger unterwegs ist und nun, mit Kurzhaarfrisur ausgestattet, auch eigene Musik vertreibt, hat mich massiv gefreut und ich habe sofort zugeschlagen und mir die beiden aktuellen Alben gekauft. (Geht übrigens super über seine Website – schnell und verbindlich!). Einen kleinen Appetizer packe ich hier noch dazu. Die namensgebende Nummer für das Album All the Things (2012) hat mich sofort erwischt und lässt sich wunderbar über die Soundcloud streamen. Ich hoffe Florian Baessler wird seine “Pilgerfahrt” mal wieder in meine Nähe bringen – dann bin ich sicher mit von der Partie und werde da weitermachen wo ich vor sieben Jahren aufgehört haben. Nur ohne Geburtstag.

2 Kommentare

  1. Lieber Simon, dieser Text freut mich unheimlich! Im Irish Pixie ist es wie in vielen anderen Irish Pubs auch – die Aufmerksamkeit der Gäste richtet sich nicht unbedingt primär auf die Livemusik. Als Musiker habe ich da oft das Gefühl, “gegen eine Wand zu spielen”. Dein Artikel zeigt mir, dass doch immer einer dabei ist, dem ich mit meiner Darbietung eine Freude mache. Dieses Wissen motiviert und macht es mir leichter, vor scheinbar unaufmerksamen Leuten zu spielen und mein Bestes zu geben.

    Vielen Dank für Deine netten Worte und das Lob für mein Schaffen. Ich sitze nun mit stolz geschwellter Brust glücklich und zufrieden vor meinem Bildschirm und darf mich wie der König der Welt fühlen!

    1. @Pilger:

      Schön, dass du es auf den Blog geschafft hast und Danke für deinen Kommentar. Das Lob kommt definitiv von Herzen. Ich kann mir vorstellen wie ernüchternd es manchmal sein muss, vor 50 Betrunkenen zu spielen, denen wahrscheinlich die Qualität der Darbietung herzlich egal ist.
      Kannst du noch das Rätsel des dritten Liedes lösen? Welches Lied neben “Hey Jude” und “She´s got the look”, war noch im Kneipenkanon?

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