The Gaslight Anthem – Posthalle Würzburg 13.08.2013

Nachdem ich in den letzten Wochen viel Arbeit und Schweiß in (leider) unbefriedigende Aufnahmen gesteckt habe, stand am 13.08.2013 das Konzert der Gaslight Anthem an. Meine Vorfreude war groß, schließlich verfügt der Frontmann der Band, Brian Fallon, über eine der interessantesten Stimmen der aktuellen Musiklandschaft. Die Band machte im Zuge ihrer “Handwritten-Tour” Halt in Würzburg und nutzte die offensichtlich immer populärer werdenden Posthallen für ihren Auftritt.
Ich habe mir bewusst zwei Tage Zeit genommen ehe ich eine Art Konzertkritik schreibe, da ich die – und soviel sei vorweg genommen – große Enttäuschung zum Ende des Konzertes nicht das ansonsten gute Event überdecken lassen wollte. Aber der Reihe nach: 

Location – Posthallen:

Es war mein erster Besuch in den Posthallen zu einem Event, weshalb ich ganz unverbraucht hier bewerten kann. Meine Konzertmitgänger klärten mich zunächst einmal darüber auf, dass die Halle künstlich verkleinert wurde. Offensichtlich reichte der Kartenverkauf der Band, die in Deutschland noch nicht bei einem breiten Publikum bekannt ist, nicht aus um die Halle alleine zu füllen. Ansonsten kann ich nur gutes über die Posthallen sagen. Von der Akustik über den Barservice bis hin zu den sanitären Anlagen hat alles einen guten bis sehr guten Eindruck hinterlassen. Gerne wieder.

Vorband:

Die schweinfurter Band “Ghost Rockets” begann ca. 45 Minuten vor dem Hauptakt und war einigen Hörern in der Halle offensichtlich schon bekannt – mir persönlich nicht. Die Band einzuordnen fällt mir auch nach Studium ihrer Website schwer, denn dort heißt es: “Der Stil von TGR lässt sich nur sehr schwer einordnen, da die Bandmitglieder von vielen Einflüsse geprägt sind. Die Musik bewegt sich irgendwo zwischen Rock und Alternative.” 
Meinem Empfinden nach haben die Jungs aus Schweinfurt als Vorband einen guten Job gemacht. Ihr Set war gut gewählt und auch die Performance war ansehnlich. Leider traf ihre Musik nicht meinen Geschmack – einen Großteil der Halle hat es jedoch offensichtlich überzeugt. Zum Ende des Post findet ihr einen Link zu einem Ihrer Songs. 

Hauptakt: The Gaslight Anthem

Ich bin ein riesen Fan von dieser Band und insbesondere vom Frontmann Brian Fallon. Dieser verfügt über eine tolle einzigartige Stimme, die einfach tolle Geschichten erzählen kann. In meinem Post Inspiration habe ich ein Video einer Cover Version von ihm gepostet. Die Band selbst zeichnet sich durch amerikanischen Rock aus, der sehr melodisch daher kommt und immer wieder durch schöne Musikthemen zu überzeugen weiß. Ihr aktuelles Album Handwritten stellt hier keine Ausnahme dar. 
Ich war sehr gespannt in wie weit es gelingt dies bei einer Live Performance abzubilden und ich wurde zumindest was den musikalischen Teil angeht, nicht enttäuscht. Lediglich die Stimme hätte einen ticken lauter sein können, bzw. alles andere einen ticken leiser. Dieses Problem habe ich aber meist exklusiv, da ich wieder zu den wenigen Gästen gehörte, die Gehörschutz während der Konzerte trugen. (Was mir bis heute unbegreiflich ist – es ist bestialisch laut) 
Das Set der Band war ein netter Mix aus aktuellen und älteren Songs und ließ fast nichts aus. Persönlich für mich die erste große Enttäuschung, da ich mich sehr auf die gleichnamige Single der 2008er Platte “59´ Sound” gefreut hatte, die nicht gespielt wurde. Für mich schwer nachzuvollziehen, ist es doch meines Wissens nach, die erste Single die auch in Europa Gehör gefunden hat und die Band insgesamt – auch über Youtube und einen Gastauftritt von Bruce Springsteen – bekannt machte. Natürlich darf man als Hörer kein Lied “erwarten” und es ist auch nachvollziehbar, da der Band dieser Song wohl schon zu den Ohren heraushängt. Aber gut – dies war der erste Wermutstropfen.
Nach 14 Liedern, also ca. 60 Minuten Spielzeit, in der das einstudierte Set heruntergespielt wurde und die Interaktion mit dem Publikum lediglich auf  “Klatschaufforderungen”  begrenzt war, verließ die Band unter Applaus die Bühne. Kaum 15 Sekunden später kam Frontmann Brian Fallon zurück und spielte alleine den Song “Nation Anthem” vom aktuellen Album. Eine tolle Ballade und mein Highlight des Konzertes. Hier sprach der Sänger erstmal das Publikum direkt an und scherzte mit Zuschauer/- innen aus der ersten Reihe darüber, wer nun zuerst sein Shirt auszieht.  
Was niemand wusste – bzw. was nicht kommuniziert wurde. Dies war bereits die erste Zugabe an diesem Abend. Die Band kam danach wieder auf die Bühne und es wurden 5 weitere Songs gespielt, ohne einen einzigen Hinweis darauf, dass man sich quasi schon auf der Zielgerade befindet. 
Ich und meine Freunde hielten es für “die Pause” und waren uns einig: “So lange nicht 59´ Sound gespielt wurde, sind wir nicht bei den Zugaben”. Weit gefehlt. Nach ca. 90 Minuten Spielzeit legten die Musiker ihre Instrumente bei Seite und verließen die Bühne – ohne ein einziges weiteres Mal wieder zurück zu kommen. Erst als die Bühne erleuchtet wurde und die ersten Tontechniker mit dem Abbau begannen, wurde mir überhaupt bewusst, dass es nun vorbei ist. Da hatte sich schon ein Strom von Menschen zu den Ausgängen gebildet, denen diesen Gebaren offensichtlich bekannt war. 
Ich für meinen Teil stand mit offenem Mund da und konnte es überhaupt nicht begreifen. Das Konzerte einem kürzer vorkommen als sie letztendlich sind, daran habe ich mich gewöhnt. Was ich jedoch nicht gewöhnt bin, ist der, einer Guillotinen gleichende Abgang einer Band. Keine Verabschiedung – nichts. Dieses Handeln war es, dass mir die Konzerterfahrung dermaßen verhagelt hat, dass ich bis heute eher dazu neige negativ über dieses ansonsten wirklich gute Konzert zu denken. Ich weiß nicht wie andere Zuhörer dies empfinden. Für mich war es schlussendlich das katastrophale Ende eines sonst schönen Abends und das schlimmste daran ist – es wäre so leicht zu verhindern gewesen…. 

Fazit

Vielleicht bin ich konservativ in diesen Dingen und gehe zu hart mit den Künstlern ins Gericht, die einmal um den Globus fliegen und ständig das gleiche Set spielen. Auf der anderen Seite ist es schlicht und einfach auch Unhöflich abrupt zu gehen. Ich bin kein Mensch, der den Kartenpreis gegenrechnet und überlegt ob eine Band für diesen Preis nicht mindestens 2 Stunden spielen muss oder sonst irgendwelche – Entschuldigung – bescheuerten deutschen Gedankengüter über Preis und Leistung. 
Ich finde aber, dass es neben der Beschallung auch die Pflicht einer Band ist, das Publikum durch den Abend zu führen, zu moderieren. Natürlich sollen sie zu 95% der Zeit Musik machen, aber bei allem Verständnis zu Sprachbarrieren etc. Hallo und Goodbye sind wirklich universal verständlich, und wenn man auf Wiedersehen sagt, schadet es auch nichts, den Musikern im Hintergrund einen Applaus zu bescheren. 
Abschließend blicke ich auf ein gutes Konzert zurück und komme nicht umhin mich auch im letzten Satz zu ärgern: “Sagt halt bitteschön wenigstens Tschüß, wenn ihr endgültig geht!” 
The Ghost Rockets: 
The 59´ Sound

Ein Kommentar

  1. Ich bin da deiner Meinung. Wenn ich ein Konzertticket kaufe, dann verlange ich eine gewisse Dienstleistung (auch so wie bei der Bahn). Deswegen gibt es bis heute Bands, die ich mir immer anschauen würde (Hammerfall, Machine Head, In Flames, Dark Tranquility, aber auch bekanntere wie Iron Maiden; ich weiss, nicht deine Baustelle), weil sie auf der Bühne immer ihr letztes Hemd geben.
    Diese Bands agieren immer mit dem Publikum und versuchen den Leuten einen schönen Abend zu machen. Ich könnte Stunden über so etwas philosophieren.

    Es fängt schon an mit simplen Sachen, die den modernen Bands abhanden gekommen sind. Was ist mit den üblichen Stimmungslockerungen passiert, die der Sänger vormacht und das Publikum nachmacht, während die Band ihre Instrumente neu stimmt? Man muss nicht Rammstein sein, die eine (zugegebenermaßen grandiose) Theater-artige Bühnenshow mit Pyros hinlegen. Simple Interaktion, die das Publikum teil haben lässt an der Musik und der Band manchmal sogar erlaubt diesen letzten Funken überspringen zu lassen.

    Ich bin ein recht erfahrener Konzert- und Festivalgänger und je länger ich das mache, desto weniger Verständnis habe ich für divenhaftes Verhalten der Künstler (*husthustmanowarhusthust*). Die Zuschauer sind der Grund, warum er/sie da oben stehen kann.

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